Glasriss am Fenster nach der Montage von maßgefertigten Plissees, Rollos oder Jalousien – Wer ist verantwortlich?
Innenraumgestaltung, Montage Plissees, Plissee

Glasriss am Fenster nach der Montage von maßgefertigten Plissees, Rollos oder Jalousien – Wer ist verantwortlich?

Glasriss am Fenster nach der Montage von maßgefertigten Plissees, Rollos oder Jalousien – Wer ist verantwortlich?

In seltenen Fällen kann es nach der Montage von Plissees (oder anderen innenliegenden Sonnenschutzanlagen) zu Glasbruch an den neu dekorierten Fenstern kommen. Das ist nicht nur für den Käufer ausgeprochen ärgerlich, sondern auch für den Händler eine sehr unangenehme Situation. Die Ursachen für diese Glasbrüche sind unterschiedlich, in der Regel ist aber unsachgemäßer Einbau des Fensters und nicht der neue Sonnenschutz die Ursache.

Glasriss nach der eigenen Montage – wer haftet?

Risse im Fensterglas entstehen nicht nur durch eine eindeutige mechanische Einwirkung wie etwa durch einen Stein, der ins Fenster geworfen wird. Unter Umständen bilden sich Risse im Fensterglas scheinbar ohne direkte äußere Ursache im Zusammenhang mit Montagearbeiten, bei denen zum Beispiel ein Plissee, ein Rollo oder eine Jalousie nach Maß als Sonnen- oder Lichtschutz angebracht wurde. Es stellt sich dabei die Frage, was ursächlich für diese Glasrisse ist und ob der Hersteller für den Schaden einstehen muss. Dieser Regress wird in der Regel von der Glasbruchversicherung des Mieters oder Eigentümers des entsprechenden Hauses erhoben, wenn diese für den entstandenen Schaden am Glas um Deckung angerufen wurde. Im juristischen Sprachgebrauch ist ein Regress immer ein Rückgriff auf einen Dritten, der für einen Schaden ersatzpflichtig gemacht wird.

Grundsätzliches zum Glasbruch

Glas ist physikalisch gesehen eine sogenannte unterkühle Flüssigkeit, man rechnet Glas zu den sogenannten spröden Körpern. Wird bei einem solchen Körper die Grenze für die Elastizität überschritten, baut sich unter Umständen eine erhöhte Zugspannung auf. Dies kann besonders im Bereich der Glaskante passieren. Glas kann sich bei erhöhter Spannung nicht in hohem Maße verformen und der Spannung anpassen, wie das andere Materialien können (Metall etwa verformt sich längere Zeit, bis es bricht.) Glas reißt bei Zugspannung relativ schnell. Im Vergleich mit einer Druckspannung beträgt die Toleranz von Glas gegenüber einer Zugspannung nur etwa 10 %. Mechanische oder thermische Krafteinwirkungen können deshalb auch bei kurzer Einwirkung Druckspannungen aufbauen, die Glas reißen und brechen lassen. Da Glasfenster heute unter ganz bestimmten Bedingungen professionell hergestellt werden, die den Aufbau von Zugspannungen verhindern, kann man beim Auftreten von Glasriss davon ausgehen, dass hier entweder mechanische und thermische Reize durch Fremdeinwirkung ursächlich sind. Besonders, wenn am Fenster handwerkliche Arbeiten vorgenommen werden wie etwa bei der Montage bestimmter Zubehörteile, ist von einer von außen wirkenden Kraft auszugehen.

Glasbruch durch mechanische Belastung – wie ist die Haftungslage?

Mechanische Belastungen eines Fensters entstehen unter Umständen bereits bei dem Einbau des Fensters an sich. Möglich ist etwa, dass das Fenster beim Einbau unsachgemäß verkeilt und belastet wurde, oder aber von Beginn falsche Maße aufweist, die das Fenster unter Spannung setzen. Entstehen die Glasrisse schon beim Einbau des Fensters, hat der Fensterbauer für den Schaden einzustehen.

Wenn bei der Montage von Zubehörteilen am Fenster, wie Montageteile für Plissees, unmittelbar fahrlässig ein Glasbruch verursacht wird, kann der Hersteller des Plisseess beispielsweise nicht in Anspruch genommen werden.

Tückisch sind vorhandene, mechanische Belastungen allerdings deshalb, weil sie nicht immer sofort einen Riss oder einen Bruch bewirken, sondern das Fensterglas vielfach nicht sichtbar beschädigen. Diese Vorschädigung kann dann im Zusammenhang mit später folgenden Montagearbeiten am Fenster zu Rissen und Brüchen im Glas führen.

Glasbruch durch thermische Einwirkung – war haftet?

Gelegentlich treten nach der Montage von innenliegenden Sonnenschutzvorrichtungen Rollos, Plissees oder Jalousien Glasrisse auf. Hierfür sind in der Regel thermische Einflüsse ursächlich, wenn bei der Montage keine offensichtlich mechanischen Reize gesetzt wurde. Durch den Einbau einer Sonnenschutzeinrichtung kann es unter bestimmten Umständen zu einem Hitzestau, zu einem Schlagschatten (äußere Sonnenschutzanlagen wie Markisen) oder zu einer erhöhten Wärmeabsorption des Glases kommen. Dabei sind verschiedene Fallgestaltungen zu unterscheiden:

1. Der Kunde montiert den Sonnenschutz unsachgemäß entgegen der Herstellerangaben

Innenliegende wie auch außenliegende Sonnenschutzanlagen sind nach bestimmten Vorgaben des Herstellers zu verbauen. So müssen innenliegende Rollos und andere Vorrichtungen etwa einen bestimmten Abstand zur Scheibe aufweisen. Missachtet der Kunde diese Vorgaben, ist er selbst für den entsprechend daraus folgenden Riss im Fensterglas verantwortlich.

2. Die Kunde montiert den Sonnenschutz sachgemäß nach Herstellerangabe

Hier sollte man zunächst davon ausgehen, dass weder Kunde noch Hersteller des Sonnenschutzes verantwortlich für den eingetretenen Schaden am Fensterglas sind. Sie haben keine Ursache für einen möglichen Schadenseintritt gesetzt.

Allerdings haben entsprechende Versuche an Fensterglas gezeigt, dass Vorschädigungen des Fensterglases – wie bereits weiter oben beschrieben – relativ weit verbreitet sind. Entsprechende Untersuchungen haben auch gezeigt, dass es genau diese vorgeschädigten Fenstergläser sind, die trotz sachgemäßer Montage von Sonnenschutzeinrichtungen häufig reißen. Wer also Sonnenschutzanlagen von innen montiert, sollte das Glas deshalb vorher auf entsprechende Vorbeschädigungen überprüfen. Werden tatsächlich Vorbeschädigungen festgestellt, muss der Sonnenschutz mit einem erweiterten Abstand von etwa 5 cm oder nach weiteren speziellen Anweisungen des jeweiligen Herstellers für diese Fälle angebracht werden. In der Regel sind diese Vorschädigungen für Laien aber leider nicht erkennbar.

Richtet sich der Kunde beim Einbau nach Prüfung der Fenster nach speziellen Vorgaben des Herstellers für vorgeschädigte Fenster und die Scheibe reißt dennoch, kann der Hersteller im Regelfall nicht in Regress genommen werden.

Lassen sich entstandene Schäden am Fensterglas eindeutig zuordnen?

Die verschiedenen Ursachen für Glasrisse lassen sich in der Regel nach Art ihrer Ausprägung im Glas gut unterscheiden: Thermische Glasrisse etwa verlaufen in einem 90 Grad Winkel zur Glasfalz. Weiterhin fächern sie sich deltaförmig auf, und bilden eine Art Zick-Zack-Muster mit verschiedenen Richtungswechseln.

Das Rissbild lässt den Fachmann leicht erkennen, wie und wo die Temperaturunterschiede an verschiedenen Stellen der Scheibe aufgetreten sind und auch, ob die Scheibe Vorschäden aufgewiesen hat, bevor sie zerrissen ist. Hier ein Beispiel für solche Risse:

 

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