Raumgestaltung, Schallschutz

Verbesserung der Raumakustik mit Wabenplissees (Schallschutz)

Plissees bringen viele mit den Begriffen Licht- und Sonnenschutz in Verbindung. Doch die Fenstervorrichtungen sind imstande noch mehr zu leisten. Wabenplissees dienen dem Schallschutz und sorgen damit für eine verbesserte Raumakustik. Damit eignen sie sich für den Einsatz im öffentlichen Bereich, beispielsweise in Büros, genauso wie in privaten Räumen.

Das Thema Raumakustik ist sehr komplex, daher hier zunächst eher allgemeine Informationen. Zum Ende des Artikels haben wir detaillierte Messergebnisse ergänzt.

Grundsätzlich geht es darum, die Nachhallzeit von Geräuschen (in der Regel Stimmen oder Musik) auf ein passendes Maß zu bringen. Dieses passende Maß hängt von der Verwendung des Raumes ab:
– In einer Kirche möchte man eine lange Nachhallzeit der Stimme des Redners haben, um auch die Menschen in den hinteren Reihen zu erreichen
– In einem (Großraum)Büro wird eine wesentlich geringere Nachhallzeit angestrebt, damit sich die Mitarbeiter auf ihre Arbeit oder ihr Gespräch konzentrieren können und nicht von den Gesprächen anderer gestört werden

Zunächst sind erst einmal alle Oberflächen in einem Raum Schallabsorber: Die Wand, das Plissee, die Körper der Menschen im Büro, der Boden, die Decke. Die Summe der Absorptionsleistung aller Schallabsorber im Raum Schallabsorption in einem Raum beeinflusst das Wohlbefinden der Personen, die den Raum benutzen.

Plissee- und Wabenplisseestoffe sind insofern besonders interessant als Schallabsorber, da dieser Sonnenschutz in der Regel zumindest zu einem Teil geöffnet sind und dadurch Schall überhaupt erst absorbieren können.

Rollos zum Beispiel sind oft hochgezogen und können dann nicht absorbieren. Plissees decken eher durchgehend einen Teil der Fensterscheibe ab, und diese wirft in der Regel einen großen Teil des Schalls wieder zurück in den Raum.

 

Wie entsteht schlechte Raumakustik?

Die Raumakustik definiert sich darüber, wie sich Schall innerhalb eines Raumes ausbreitet. Trifft dieser auf Reflexionsflächen, entstehen Schallreflexion und Nachhall. Schlechte Raumakustik entsteht, wenn Störgeräusche von innerhalb oder außerhalb eines Raumes dessen Akustik behindern. Anders ausgedrückt: Es kommt durch die Geräusche zu vielen unterschiedlich starken Reflexionen und damit zu einer schlechten Raumakustik. Der Verkehrslärm außerhalb des Hauses bildet für Störgeräusche ein typisches Beispiel. Um für eine gute Akustik zu sorgen, kommt es beim Bau und der Einrichtung von Räumen auf die richtigen Materialien an. Mit diesen lässt sich erreichen, dass Geräusche innerhalb eines Raumes gleichmäßig absorbiert werden.

Gute Akustik folgt festgesetzten Normen. Diese beziehen sich auf die optimalen Resonanzzeiten in Räumen, also die Dauer, wie schnell Geräusche verhallen. Was für einen Raum optimal ist, hängt von dessen Größe und seinem Nutzen ab. So gibt es für jeden verschiedene Möglichkeiten, um eine gute Akustik herzustellen. Dabei helfen bereits einfache Maßnahmen, wie das Anbringen von Schallschutzplissees an den Fenstern.

 

Grundsätzliche Funktionsweise von Schallschutzplissees (Wabenplissees)

Wabenplissees sind besonders aufgrund ihrer Funktion als Hitzeschutz beliebt. Tatsächlich bildet der Thermo-Effekt eine ihrer wesentlichen Eigenschaften. Zudem dienen sie als effektiver Sichtschutz. Je nach Beschaffenheit lässt sich ein Raum mit einem Plissee zusätzlich abdunkeln. Das Geheimnis ihrer Wirksamkeit liegt in der Struktur der Wabenplissees. Die Waben bilden Luftkammern zwischen den Stoffbahnen, welche isolierend wirken. Damit schützen sie sowohl vor Wärme als auch Kälte. Da sie beispielsweise auch dafür sorgen, Heizwärme zu speichern, gelten sie als Möglichkeit zur Energieeinsparung. Als Schallschutz eignen sie sich, weil sie den Nachhall in Räumen abmindern. Hochwertige Wabenplissees sind imstande, den Schall um bis zu 45 Prozent zu dämpfen. Diese Wirkung belegt eine Studie des Fraunhofer Instituts für Bauphysik.

Aufgrund ihrer Vielfalt sind Wabenplissees nicht nur rein funktional, sondern auch eine ansprechende Fensterdekoration. Wabenplissees lassen sich an einfachen Wandfenstern sowie Dachfenstern nutzen. Weitere Vorteile ergeben sich aus Handhabung und Montage. Wabenplissees sind üblicherweise pflegeleicht und lassen sich mit einem feuchten Tuch reinigen. Die Montage erfordert nicht zwangsweise Einbohrungen, sondern erfolgt auch über Klemm- oder Klebevorrichtungen. Ein Plissee besitzt keine innen liegenden Schnüre zur Handhabung. Das bedeutet, es weist keine Löcher auf, durch die Lichtpunkte ins Rauminnere dringen. Für Plissees gibt es mehrere Bedienvarianten. Je nach Anbieter und Produkt lassen sie sich manuell, elektrisch oder solarbetrieben handhaben.

 

Funktionsweisen auf einen Blick:

– Wärmeschutz
– Kälteschutz
– Schallschutz
– Sicht- und Blendschutz
– Lichtschutz (Abdunklung modellabhängig)
– Fensterdekoration

 

Einsatz in Privatwohnungen

Wabenplissees stellen eine einfache, effektive und kostengünstige Form dar, um die Akustik in Wohnräumen positiv zu beeinflussen. Bei der Wahl des Plissees kommt es auf den Raum an. Obgleich die grundsätzlichen Funktionen übergreifend gleich sind, lohnen sich teilweise Plissees mit speziellen Eigenschaften. So gibt es beispielsweise Modelle, die speziell für Feuchträume beschaffen sind. Wer ein Plissee für das Badezimmer nutzen möchte, sollte daher auf eine entsprechende Kennzeichnung achten. Andere Typen dienen als Blendschutz, sodass sich beispielsweise Computerarbeitsplätze schützen lassen. Bei Schlafzimmern lohnt es sich, auf Plissees mit Verdunklung zurückzugreifen. In anderen Wohnräumen dürfen sie lichtdurchlässig sein. Im Bezug auf Schallschutz ist es nicht erforderlich, ein bestimmtes Modell zu wählen. Bei diesem handelt es sich um eine grundlegende Eigenschaft.

 

Einsatz im öffentlichen Bereich

Im öffentlichen Bereich kommt es häufig darauf an, Arbeitsplätze zu schützen. Für ungestörtes Arbeiten eignen sich Plissees auf mehrfache Weise. Besonders im Hinblick auf den bereits erwähnten Blendschutz für Arbeitsplätze. Auch in öffentlichen Räumen, die Privatsphäre sicherstellen sollen, lohnen sich Plissees. Dazu zählen beispielsweise Arztpraxen oder Kanzleien. Die verbesserte Akustik schließt Störgeräusche von außen aus und erleichtert die Kommunikation innerhalb des Raumes. Dies ist in Büros von Vorteil, wo Mitarbeiter auf unterschiedliche Arten kommunizieren.

Das Problem in öffentlichen Räumen ist, dass viele der verwendeten Baumaterialien eine schlechte Raumakustik begünstigen. Schallharte Oberflächen begünstigen den Nachhall. Dazu zählen glatte Wände und Decken sowie Materialien wie Glas und Beton. Plissees empfehlen sich für den öffentlichen Raum nicht nur für den Schall- und Sichtschutz. Aufgrund der mit ihnen verbundenen Energieeinsparung lohnen sie sich diesbezüglich als kostengünstige Maßnahme. Ein weiterer Vorteil ist die schnelle und unkomplizierte Montage. Den Schallschutz anzubringen stört demnach nicht die jeweiligen Arbeitsabläufe.

PDF zum Thema Raumakustik – Akustische Bedingungen am Arbeitsplatz effektiv gestalten: Raumakustik_2014


 

Detailinfos /Mess- und Prüfberichte
Als Beispiel hier der Prüfbericht mit den akustischen Messungen nach DIN EN ISO 11654, die für Wabenplisseestoffe durchgeführt wurden. Das Material mit dem besten durchschnittlichen Schallabsorptionswert hat einen αw – Wert von 0,25. Dies bedeutet, dass 25% des in allen Frequenzbereichen auftretenden Schall zu 100% absorbiert wird.

Bei der Betrachtung des Verlaufes der Schallabsorptionskurve (αs) dieses Stoffes wird deutlich, dass sie in dem Frequenzbereich 1.000 – 2.000 Hz am höchsten ist, bis zu einem Wert von 0,64 αs. Dies bedeutet, dass 64% des Schalls der Geräusche in diesem Frequenzbereich zu 100% absorbiert werden.

Wir wurden diese Werte ermittelt?

Aufgabenstellung

Zur Bestimmung der Schallabsorption von 11 Plisseegeweben wurden Messungen im Hallraum durchgeführt. Die Messungen und Auswertungen wurden nach den Vorgaben der DIN EN ISO 354:2003 [Lit. 1] durchgeführt. Die Bewertung der Schallabsorption erfolgt nach der DIN EN
ISO 11654: 1997 [Lit. 2]. Aus den Ergebnissen wurden die Prüfzeugnisse erstellt.

Prüfobjekte

Bei den Prüfobjekten handelt es sich um Plisseegewebe in unterschiedlichen Ausführungen, deren Schallabsorptionsverhalten in einem fest definierten Abstand zur Wand (0,02 m) bestimmt wurde.

Das nachfolgende Bild wurde bei den Messungen aufgenommen und verdeutlicht die Lage der Prüflinge an einem Beispiel:

Schallmessung mit Wabenplissees

Abbildung 1: Befestigung der Plisseestoffe bei den Messungen im Hallraum am 16.11.2015

Die Prüffläche betrug zwischen 8,7 m² und 10,2 m², parallel zu einer der Hallraumwände in Bodennähe, entsprechend Aufbau Typ G nach Anhang B.5 aus DIN EN ISO 354: 2003 [Lit. 1]. Der Abstand des Prüflings zur parallelen Hallraumwand sowie zu den Seitenwänden ist auf den Prüfzeugnissen jeweils angegeben.Die Messungen wurden am 16.11.2015 durchgeführt.
(Copyright: Fa. Lienesch bv)

 

Hallraum und Durchführung der Messungen
Es wurde für die Messungen der Hallraum des Instituts für Technische Akustik der TU Berlin genutzt. Dieser hat ein Volumen von V = 200,0 m³. Die Wände des Hallraums sind senkrecht, aber unterschiedlich lang. Die Decke ist nicht parallel zum Boden. Die Wandlängen betragen 5,80 m, 6,41 m, 6,34 m und 5,92 m. Der Hallraum ist mit plattenförmigen Diffusoren ausgestattet.

Die Temperatur betrug während der Messungen 19,1 °C . Die relative Luftfeuchtigkeit lag bei 66 %. Es traten nur unwesentliche Schwankungen dieser beiden Parameter während der Messungen auf. Die Ermittlung der Nachhallzeiten erfolgte jeweils über die Mittelung von 12 Messungen (2
Lautsprecher- und 6 Mikrofonpositionen, jeweils in verschiedenen Höhen). Diese Positionen wurden bei allen Messungen exakt wieder genutzt.

 

Ergebnisse der Messungen:
Im Folgenden werden die Messwerte der Nachhallzeiten aufgeführt. Die hieraus berechneten Schallabsorptionsgrade und deren Bewertungen (Praktischer Schallabsorptionsgrad und Schallabsorberklasse nach DIN EN ISO 11654: 1997 [Lit. 2]) finden sich in den Prüfzeugnissen im Anhang zu diesem Prüfbericht.

1 Leerer Hallraum
Tabelle 1: Nachhallzeiten T1 [s] im leeren Hallraum:

Schallmessung Wabenplissees
Schallmessung Wabenplissees

2 Plisseegewebe
Tabelle 2: Nachhallzeiten T2 [s]

Schallmessung Wabenplissees
Schallmessung Wabenplissees

Zusammenfassung
Von Plisseegeweben sind in unterschiedlichen Ausführungen die Absorptionsgrade im Hallraum bestimmt worden. Sämtliche notwendige Angaben nach DIN EN ISO 354: 2003 [Lit. 1] bzw. die Bewertungen nach DIN EN ISO 11654: 1997 [Lit. 2] liegen im Prüfbericht bzw. den anliegenden Prüfzeugnissen vor.

 

Literatur
Lit. 1: DIN EN ISO 354: 2003; Messung der Schallabsorption in Hallräumen, Dez. 2003
Lit. 2: DIN EN ISO 11654: 1997; Schallabsorber für die Anwendung in Gebäuden, Bewertung der Schallabsorption, Juli 1997

 

Hier ein Beispiel für die Messergebnisse:

Schallmessungen Wabenplissees Prüfergebnis (Beispiel)
Schallmessungen Wabenplissees Prüfergebnis (Beispiel)

 

Prüfbericht

Hier der gesamte Prüfbericht mit den Messergebnissen: Messbericht_Absorptionsgrade_Plissees

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